Verleihung des „Human Roots Award“ an Richard Dawkins in Schloss Monrepos

Ein Beitrag von Sebastian Müller.
 
Am 10.11.2017 verlieh das Archäologische Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensweisen im Schloss Monrepos erstmals den "Human Roots Award", der für herausragenden Einfluss auf unser Verständnis der Archäologie unserer Verhaltensevolution vergeben wird und dazu beitragen soll, die interdisziplinäre Auseinandersetzung zwischen Pleistozäner Archäologie und den umliegenden Disziplinen zu stärken, die bedeutend für die Erforschung des Lebens der Menschen im Pleistozän sind. Als erster Empfänger dieses Preis wurde kein geringerer als der äußerst renommierte Evolutions- und Verhaltensbiologe Richard Dawkins auserkoren, der einer breiten Öffentlichkeit durch die Theorie des egoistischen Gens, die Memetik und seine vehemente Religionskritik bekannt ist. Auf Einladung der Leiterin des Forschungszentrums, Prof. Dr. Sabine Gaudzinski-Windheuser, nahmen 12 Mitglieder des GRKs an der Preisverleihung teil.

Nach unserer Ankunft im Schloss erhielten wir zunächst Führungen durch das Museum für menschliche Verhaltensweisen, welches in beeindruckender Weise die Lebensformen der verschiedenen Vor- und Frühmenschen von den Australopithecen bis zur Sesshaftwerdung des modernen Menschen und ihren Folgen darstellt und mit einer Vielzahl an Darstellungs- und Interaktionsmöglichkeiten auch fachfremde Besucher sofort fesselt.



Blick ins Museum für menschliche Verhaltensweisen (Foto: Rebekka Pabst).

Hiernach begann die Preisverleihung, die durch eine Erläuterung der Hintergründe und Ziele der Preisverleihung durch Frau Gaudzinski-Windheuser und ein Grußwort von Dr. Bernolf Eibl-Eibesfeldt eingeleitet wurde, dessen Vater Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Begründer der Humanethologie, die Schirmherrschaft über den Preis übernommen hat. Es folgten kurze Vorträge von zwei Mitarbeitern des Forschungszentrums, Dr. Lutz Kindler und Dr. Olaf Jöris, die die vielfältigen Leistungen, aber auch die Kontroversen, die Dawkins' wissenschaftliche Laufbahn ausmachen, ins Zentrum stellten.



Frau Gaudzinski-Windheuser eröffnet die Preisverleihung (Foto: Sina Lehnig).

Nach der Preisverleihung kam es dann zum Höhepunkt des Abends, dem Vortrag von Richard Dawkins selbst. Dieser stellte die Entwicklung seines eigenen Feldes, der Verhaltensforschung vor, die sich zur Soziobiologie wandelte und mit der Evolutionären Psychologie einen einflussreichen Ableger erhielt. In diesem Kontext stellt er seine höchst einflussreiche Idee des egoistischen Gens vor. In ihrem Kern läuft diese darauf hinaus, dass eine Verhaltensweise V1 gegenüber V2 dann selektiert wird, wenn durch sie im Verhältnis eine höhere Weitergabe der Gene des Trägers erreicht wird. Zu den Missverständnissen, die zu den Kontroversen um diese Theorie beigetragen haben, äußerte er sich ebenfalls, so zum Argument des Ethnologen Marshall Sahlins, nach dem dies so nicht funktionieren kann, da die mathematische Kompetenz der Angehöriger vieler Kulturen nicht zur Berechnung der Werte von V1 und V2 genügt. Diese verkennt, dass der Mechanismus hinter der Selektion von V1 keineswegs bekannt sein muss, um wirksam zu sein - er betrifft schließlich den gesamten Bereich der Lebewesen, auch solcher, denen wir überhaupt keine mathematische Kompetentz zuschreiben würden.


Richard Dawkins mit Mitgliedern des GRKs (Foto: Rebekka Pabst).

Nachdem wir diese Vielzahl an Impulsen erhalten hatten, durften wir den Abend zu köstlichem, steinzeitlich angehauchtem Fingerfood und Musik ausklingen lassen.
 
 

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